Für die U-Bahn-Stützmauer in der Paltaufgasse, die aufgrund ihrer grob gehauenen, präzise gefügten Steinquader an imperiale architektonische Gesten wie etwa die der Fassade des Medici-Palastes in Florenz erinnert, hat Henning Bohl vier großformatige Arbeiten entwickelt, die sich an seine bestehende Serie von Zeichnungen mit dem Titel Kadath Fatal anlehnen.
Die auf der Mauer platzierten bzw. geradezu inszenierten Plakatflächen weisen aufgrund des gegenüberliegenden Zuschauerraums in Form der Wohnanlage etwas ausgesprochen Theatrales auf. Sie bilden quasi eine Art Bühnenraum, wobei die Straße als vierte Wand dieses Theaters fungiert.
Der Titel der Arbeiten bezieht sich lose auf die Novelle The Dream-Quest of Unknown Kadath (1926/27) von H. P. Lovecraft, wobei Kadath einen mystischen Ort darstellt, an dem die Götter weilen: „in the cold waste where no man treads“. Die Bedeutung der Zeichnungen selbst bleibt jedoch bewusst obskur. Sie deuten lediglich eine Narration an, entziehen sich aber einer eindeutigen Lesbarkeit. Hierdurch entsteht jedoch nicht nur eine Irritation, sondern auch eine Öffnung hin zu eigenen Betrachtungsweisen, wie sie in zielgruppengerichteter Straßenwerbung etwa nicht gegeben ist. Wie in einem Trickfilm sollen sich bei der Bildsequenz einander ähnelnde Motive aneinanderreihen und so eine Art filmischen Ablauf suggerieren, der seine Entsprechung in den als Betrachter vorbeifahrenden Autos findet. Die einzelnen Bilder der Sequenz werden von einer stilisierten fotografischen Reproduktion von Elementen der sie umgebenden Mauer überlagert bzw. überlagern diese. Die in die Mauer eingesetzten Zeichnungen schwimmen gewissermaßen auf bzw. versinken in dem stellenweise marmoriert wirkenden Untergrund. Durch die Verdoppelung der Außenmauer im Bild soll diese als Teil der Bildrealität mitverhandelt werden.
Ort
Stützmauer entlang der Paltaufgasse / U3-Station Ottakring, 1160 Wien
Galerie
Weiterführende Info
Künstler
Henning Bohl
*1975 in Oldenburg (DE), lebt und arbeitet in Hamburg (DE).