Auf dem Areal des heutigen Leon-Zelman-Parks befand sich bis in die 1970er-Jahre der Aspangbahnhof, errichtet 1880/81 für die regionale Bahnlinie Wien–Aspang–Pitten. Obwohl zentral im 3. Bezirk gelegen, war der Aspangbahnhof als Bahnhof für den Regionalverkehr jedoch wenig frequentiert. Wohl aus genau diesem Grund wurde er in der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zum Abgangsort für Deportationstransporte bestimmt. Die ersten beiden Transporte erfolgten im Oktober 1939: 1.584 jüdische Männer wurden für das gescheiterte Experiment eines „Judenreservats“ nach Nisko am San im Distrikt Lublin des Generalgouvernements deportiert.
Die großen Deportationen begannen im Februar 1941. Zwischen 15. Februar 1941 und 9. Oktober 1942 wurden 45.451 jüdische Österreicherinnen und Österreicher in 45 Transporten in nationalsozialistische Ghettos, Vernichtungslager und Mordstätten deportiert. Die Zielorte waren Opole, Kielce, Modliborzyce, Lagow/Opatow, Litzmannstadt, Kaunas, Minsk, Riga, Izbica, Wlodawa, Maly Trostinez, Sobibor, Theresienstadt und Auschwitz.
Diese Transporte wurden von der NS-„Zentralstelle für jüdische Auswanderung“ organisiert und in vier im 2. Bezirk errichteten Sammellagern, in der Kleinen Sperlgasse 2a, der Castellezgasse 35 und der Malzgasse 7 und 16, zusammengestellt. Die Internierten wurden drangsaliert, gedemütigt und ihrer letzten Besitztümer beraubt. Für jeden Transport wurden rund tausend Menschen auf offenen Lastwagen zum Aspangbahnhof gebracht – vor den Augen der Wienerinnen und Wiener.
Von insgesamt 47.035 vom Aspangbahnhof deportierten Jüdinnen und Juden überlebten laut Berechnung des Historikers Jonny Moser nur 1.073 die Ghettos und Vernichtungslager. Für den Großteil der mehr als 66.000 österreichischen Opfer der Shoah begann der Weg in die Vernichtung mitten in der Stadt.
Die Stadt Wien erinnert mit einem Mahnmal an die vom Aspangbahnhof deportierten und ermordeten jüdischen Österreicherinnen und Österreicher.
Das Mahnmal Aspangbahnhof des österreichischen Künstler-Duos PRINZpod verweist mit zwei über eine Länge von rund 30 Metern konisch zusammenlaufenden Betonschienen auf die Gleisanlagen des 1977 abgerissenen Bahnhofs. Die Schienen führen in einen dunklen, hohlen Betonblock, Symbol für den Tod, das Nichts, das Vergessen.
Ort
Leon-Zelman-Park, 1030 Wien
Galerie
Weiterführende Info
Künstler
PRINZpod
Brigitte Prinzgau, *1955, lebt und arbeitet in Wien.
Wolfgang Podgorschek, *1943, lebt und arbeitet in Wien.
PRINZpod leben und arbeiten seit 1984 als Team in Wien.
prinz-pod.at
Dieses Projekt wurde im Rahmen eines künstlerischen Wettbewerbs als Siegerprojekt gekürt. Für mehr Informationen folgen Sie diesem Link:
Zeitraum
Seit 8. September 2017
Beton, Basalt-Schotter, Stahl
32,30 x 2,50 m
Vermittlung - Veranstaltungen
- Baustellenführung Montag, 19. Juni 2017 / 17:00
- Eröffnung Donnerstag, 7. September 2017 / 12:00
- Präsentation der Publikation Mahnmal Aspangbahnhof Dienstag, 29. Mai 2018 / 15:30