Wie umgestürzte Säulen liegen sie da, gefällte Wiener Stadtbäume, in einer begrünten Sitzbucht inmitten einer versiegelten Stadtlandschaft. In die Stämme sind Formen gefräst: Entwicklungskurven, die unser „verdrehtes“ Verhältnis zur Natur abbilden. Die Jahresringe stellen den natürlichen Lebensbericht eines Baumes dar. Die gedrechselten Kurven hingegen zeigen den Eingriff des Menschen in die Natur: etwa statistische Daten zur gesteigerten Milchleistung österreichischer Kühe, zur Verbreitung von Beschneiungsanlagen oder zur zunehmenden Bodenverbauung. Diese Entwicklungen sind Folgen von Entscheidungen, die regional, global, politisch und individuell getroffen wurden. Es sind Ursachen und Symptome einer langsam beginnenden, aber längst realen Krise. Die Bäume, die hier am Kramreiterweg liegen, waren Lebensträger, Luftreiniger und Klimaregler. Sie mussten der wachsenden Stadt weichen. Verdrängt von Beton und Asphalt. Erkrankt an Nährstoffarmut und Pilzbefall. Für kurzfristigen Profit und Komfort wird die Natur dem Menschen angepasst. Diese Ausrichtung hat langfristig unbequeme Konsequenzen. Auch für uns. Können wir noch umdrehen?
Ort
Kramreiterweg, 1210 Wien
Galerie
Weiterführende Info
Dóra Medveczky, * 1990 Budapest (HU), und Fabio Spink, * 1991 Heiden (CH), leben in Wien.
Zeitraum
25. Mai 2022 – 30. April 2023
Dank an: MA 42 – Wiener Stadtgarten, Universitat fur Angewandte Kunst Wien (Angewandte Robotics Lab und/and Holztechnologie, Masterstudiengang Social Design), Antonio Airelli, Sina Gerschwiler, Philipp Hornung, Florian Klager, Nina Kreuzinger, Pascal Rathgeb, David Schessl, Philipp Reinsberg, Anna Vasof
Vermittlung - Veranstaltungen
- Picknick zur Installation Samstag, 4. Juni 2022 / 17:00