In zwei Aufgängen der U6 Station Burggasse-Stadthalle umfängt einen seit kurzem eine bezaubernde Pflanzenwelt. Marianne Vlaschits hat in den Stiegen von und zu den Bahnsteigen Richtung Urban-Loritz-Platz die klassischen Motive von Otto Wagners Stadtbahnarchitektur mit ihrer surrealen Formensprache zu einem gemalten Herbarium verbunden, das man durchschreiten kann.

Marianne Vlaschits gewann im September 2023 den Wettbewerb für die künstlerische Gestaltung der Aufgänge. Das Kunstprojekt ist Teil einer langfristigen Kooperation von KÖR Wien mit den Wiener Linien. Es galt, dem Ort einen eigenständigen Charakter mit hohem Wiedererkennungswert zu geben. Das ist Marianne Vlaschits mit einem effektvollen wie gleichzeitig subtilen Entwurf gelungen. Er schafft eine harmonische Verbindung zwischen dem historischen, von Otto Wagner in den 1890er Jahren gestalteten Bereich der U-Bahn-Station sowie dem in den 2000er Jahren neu gebauten Abschnitt. Anknüpfungspunkt ist Wagners Ornamentik zwischen Historismus und Jugendstil – pflanzliche Motive wie Palmetten, Lorbeerblätter, Girlanden oder Akanthusblätter – wie auch das ihm zugeschriebene Resedagrün. Beides lässt Vlaschits in ihre eigene charakteristische amorphe Bildwelt einfließen. In lockerem Pinselstrich gemalt, wiederholen sich 25 Motive in unterschiedlichen Reihenfolgen auf vier Wänden zu einem eindrücklichen Leitmotiv für die Station. Die meisten Motive finden sich im historischen Teil der Station wieder, andere stammen aus Originalplänen oder anderen Gebäuden der Wiener Stadtbahn-Linien.

„Wagner sagt, er habe Architektur zum Abreisen geschaffen“, so Marianne Vlaschits, „dieses Prinzip greift mein Entwurf auf und schafft eine imaginäre Landschaft, die sich aufgrund der großen, klar definierten Formen und des simplen Farbkonzepts auch im schnellen Vorbeigehen erfassen lässt.“