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Wettbewerb

Künstlerische Gestaltung der U2 Station Matzleinsdorfer PlatzWettbewerbssieger: Phil Collins

Künstlerische Gestaltung der U2 Station Matzleinsdorfer Platz

Mit den Wiener Linien verbindet Kunst im öffentlichen Raum Wien eine lange Zusammenarbeit. Dank dem aktuellen Ausbau der U-Bahn findet diese Erfolgsgeschichte mit drei neuen Kunstwerken für den neuen Linienabschnitt der U2 (Fertigstellung 2028) zu einem weiteren Höhepunkt: Phil Collins gewann den Wettbewerb für die künstlerische Gestaltung in der U-Bahn-Station Matzleinsdorfer Platz, Katja Davar jenen für die Station Pilgramgasse und Maria Ziegelböck für die Station Neubaugasse.

Die neue Station verbindet den zehnten mit dem fünften Wiener Bezirk rund um die Triester Straße: Sie ist eine wichtige Umsteigestation zum Hauptbahnhof, zu vier Straßenbahnlinien und zur Wiener Lokalbahn. Rund 50.000 Menschen leben und arbeiten im Einzugsgebiet des Matzleinsdorfer Platzes. Durch die Anbindung der neuen U2 an die S-Bahn werden hier zukünftig täglich tausende Pendler*innen in die U-Bahn in Richtung Zentrum umsteigen.

Mit der künstlerischen Gestaltung soll in die Raumkonzeption der Station ein künstlerisches Erkennungszeichen gesetzt werden, das den Raum ästhetisch definiert und dem Ort eine unverwechselbare Identität gibt. Für den Entwurf standen zwei Wandflächen mit insgesamt ca. 100 m2 sowie der Luftraum der Halle des Aufgangsgebäudes zur Verfügung. Der Wettbewerb wurde als geladenes, einstufiges Realisierungsverfahren durchgeführt.

Die achtköpfige Jury hat sich am 26. Jänner 2024 für den Entwurf von Phil Collins entschieden.

Siegerentwurf: Phil Collins, „For Those Who / The Flock“

Kollaboration, Partizipation und die Wertschätzung der Menschen sind die gedanklichen Bausteine, die Phil Collins seinem Entwurf für die U-Bahn-Station Matzleinsdorfer Platz voranstellt. Es seien die Menschen, die den Orten eine Bedeutung gäben. Daher gelte es, ihre Geschichten, Kulturen und ihre individuellen Erlebnisse in den Vordergrund zu stellen. Collins‘ Entwurf ist zweiteilig: „For Those Who“ (Für Jene Die) ist der Titel zweier großflächiger Wandarbeiten, in denen private Fotos von Bewohner*innen der an die Station angrenzenden fünften und zehnten Wiener Bezirke zu großflächigen Collagen auf Keramikfliesen zusammengefügt werden. Dieses kollektive „Fotoalbum“ wird zu einem öffentlichen Archiv individueller und kollektiver Erinnerung sowie Geschichten. „The Flock“ (Der Schwarm) heißt eine von der Decke der großen Halle abgehängte, aus farbigen Objekten bestehende Skulpturengruppe. In Workshops zusammen mit den Bewohner*innen geformt, sollen sie wie ein Schwarm von abstrahierten Tauben über den Köpfen der Menschen schweben. Geplant ist eine enge Zusammenarbeit mit den „Communities“ vor Ort und die direkte Einbindung der lokalen Einwohner*innen und lokalen Vereine und Institutionen.

Phil Collins stellt die privaten, alltäglichen Momente der Menschen in den Mittelpunkt und fügt sie zu einer Art Zeitkapsel zusammen. Er lädt Bewohner*innen Wiens zur Teilhabe ein und schafft – in einer Ästhetik, die zu den Menschen der Stadt spricht – ein zeitgemäßes, ortsbezogenes Gesellschaftsportrait. Der Entwurf ist eine geglückte Verbindung von Narration (Alltagsdarstellungen) und Imagination (Vogelschwarm). Er trägt unverkennbar die künstlerische Handschrift Collins‘, zwischen Kunst, Gesellschaftspolitik und popkulturellen Ansätzen schwingend. Und gleichzeitig schreibt er sich konkret und glaubhaft in den Prozess von lokaler Gemeinschaftsbildung ein. Sein partizipativer, prozesshafter und dialogischer Zugang erlaubt den Bewohner*innen der Bezirke, sich selber und ihre Geschichten sichtbar zu machen. Es ist eine Hommage an die Menschen, an ihre Gemeinschaft und vor allem auch an die Diversität der Stadt. Dabei bildet Collins Gemeinschaft nicht nur ab, sondern geht mit dem künstlerischen Prozess direkt auf die Menschen zu und lässt sie zu Mitautor*innen der künstlerischen Arbeit werden

--- Statement der Jury

Weitere Wettbewerbsbeiträge

Martin Boyce, „Shapes and Sounds / Soaring and Swooping"

Martin Boyce beschäftigt sich in seiner künstlerischen Arbeit mit Mustern, Sprache, modularen Systemen und darauf basierenden Typografien. Mit diesem Vokabular und in Anspielung auf die Wiener Werkstätte gestaltet er die zwei langen Wandflächen der U-Bahn-Passage. Ein diagonal angelegtes Raster aus farbigen, bedruckten Emaille-Paneelen suggeriert Bewegung und Geschwindigkeit ähnlich einer musikalischen Notation. Mit der Positionierung schwarzer Rauten schreibt Boyce die Worte „Shapes and Sounds / Soaring and Swooping“ (Formen und Töne / Anheben und Absenken) ins Muster. Diese Wortpaare sind einem Text des Künstlers für das Plattencover eines improvisierten Jazz-Albums entnommen

Liddy Scheffknecht, o.T.

Liddy Scheffknechts Entwürfe für beide Standorte in der Station haben das Thema Zeit zum Inhalt. Im Lichtschacht zeichnet Scheffknecht den Lichteinfall durch eine imaginäre elliptische Maske nach. Den resultierenden Lichtfleck kartiert sie jeden Tag über ein Jahr hinweg und wählt davon 26 Positionen aus, die als Emaille -Scheiben in Blautönen abgehängt im Luftraum schweben. Auf die beiden Wände in der Passage schreibt Scheffknecht das Wort „Jetzt“ in den neun meistgesprochenen Sprachen Wiens wiederholt, wie durch einen Zeitraffer betrachtet. Die Linien der Buchstaben sind handgezeichnet und mittels Siebdrucks auf Emaille-Paneele übertragen.

Christian Schwarzwald, „BEAM“

Christian Schwarzwald arbeitet mit dem Medium der Zeichnung und mit Zeichensprache. Er ordnet jedem der drei bespielbaren Bereiche der Station eine der Primärfarben rot, blau und gelb zu. Die anderen zwei Farben kommen jeweils in geringem Ausmaß vor. Im Aufgangsgebäude filtert die Rauminstallation „Beam“ das Licht von außen durch eine aus gelben Seilen über dem X-Träger gespannte Sonne in die Eingangshalle. Entlang der beiden Wandflächen sieht Schwarzwald zeichnerische Malereien auf Emaille-Paneele vor: in rot die Arbeit „Trace“, mit Airbrush gezeichnete Bewegungsströme und in blau die Arbeit „Face“, bestehend aus rund 400 emojihaften Gesichtern.

Ort

U2 Station Matzleinsdorfer Platz

Weiterführende Info

Geladenes diskursives Verfahren zur künstlerischen Gestaltung der U2 Station Matzleinsdorfer Platz, 1050/1100 Wien

Kooperation KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien und WIENER LINIEN

AUSLOBERINNEN

KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien

WIENER LINIEN

VERFAHRENSORGANISATION

KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien

VORPRÜFUNG

Werkraum Ingenieure ZT GmbH, Monika Trimmel

WETTBEWERBSJURY

Cäcilia Brown, Künstlerin (i. V. Toni Schmale)

Ingeborg Erhart, Vizerektorin Akademie der Bildenden Künste Wien

Marcus Franz, Bezirksvorsteher 10. Bezirk

Georgia Holz, Kuratorin

Silvia Jankovic, Bezirksvorsteherin 5. Bezirk

Michael Mossburger, Architekt

Peter Peternell, Wiener Linien

Bernd Vlay, Architekt, Mitglied der KÖR Jury

SACHBEIRAT

Karl Auer, Wiener Linien

Christian Jakauby, Architekt

Martin Kronberger, Wiener Linien

Cornelia Offergeld, KÖR Wien, Kuratorische Leitung

Martina Taig, KÖR Wien, Geschäftsbereichsleitung

Monika Trimmel, Architektin

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Künstlerische Gestaltung der U2 Station Matzleinsdorfer PlatzWettbewerbssieger: Phil Collins

Zeitraum

Fertigstellung geplant: 2028

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