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Wettbewerb

Künstlerische Gestaltung der U2 Station NeubaugasseWettbewerbssiegerin: Maria Ziegelböck

Künstlerische Gestaltung der U2 Station Neubaugasse

Mit den Wiener Linien verbindet Kunst im öffentlichen Raum Wien eine lange Zusammenarbeit. Dank dem aktuellen Ausbau der U-Bahn findet diese Erfolgsgeschichte mit drei neuen Kunstwerken für den neuen Linienabschnitt der U2 (Fertigstellung 2028) zu einem weiteren Höhepunkt: Maria Ziegelböck gewann den Wettbewerb für die künstlerische Gestaltung in der U-Bahn-Station Neubaugasse, Katja Davar jenen für die Station Pilgramgasse und Phil Collins für die Station Matzleinsdorfer Platz.

Mit der Station Neubaugasse entsteht ein wichtiger Umsteigeknoten von U2 und U3. Rund 35 Meter unter der Straßenoberfläche gelegen, wird sie die tiefste Station im gesamten Wiener U-Bahn-Netz. Insgesamt acht Aufzüge werden die Fahrgäste direkt von und zu den Bahnsteigen der U2 bringen. Der Bauabschnitt liegt zwischen den künftigen Kreuzungsstationen U2/U5 Rathaus und U2/U4 Pilgramgasse.

Mit der künstlerischen Gestaltung soll in die Raumkonzeption der Station ein künstlerisches Erkennungszeichen gesetzt werden, das den Raum ästhetisch definiert und dem Ort eine unverwechselbare Identität gibt. Für den Entwurf standen die Wandflächen des 195 Meter langen Verbindungstunnels sowie jeweils der Raum zwischen den Liften auf drei übereinanderliegenden Ebenen zur Verfügung. Der Wettbewerb wurde als geladenes, einstufiges Realisierungsverfahren durchgeführt.

Die siebenköpfige Jury hat sich am 21. Februar 2024 für den Entwurf von Maria Ziegelböck entschieden.

Siegerentwurf: Maria Ziegelböck, „Sketch 24

Mit dem Entwurf „Sketch 24“ entwickelt Maria Ziegelböck an den Wänden des 195 Meter langen Verbindungsgangs der U-Bahn-Station Neubaugasse aus einer Abfolge von Fotografien und Farbfeldern eine Raum-Zeit-Dramaturgie, die die Bedingungen von Mode- und Werbefotografie wie die normierte Auffassung von Schönheit und Luxus reflektiert. Dabei werden die ästhetischen Mittel kommerzieller Fotografie gezielt eingesetzt, um den Passant*innen einen Blick hinter die Kulissen der Produkt- und Modefotografie zu gewähren. Die Dramaturgie folgt mit Fotos von Gesichtern, Objekten, Räumen, Hilfsmitteln, Farbpaletten zunächst einer Skizze für ein reales „Fotoshooting“ und durchbricht sie dann immer wieder assoziativ mit Farbpaneelen. Nach und nach taucht man in einen eigenen Kosmos ein, in dem alles mit allem kommuniziert und mit bildlichen Verweisen auf das Herab- und Hinaufsteigen neue visuelle Räume geöffnet werden.

Maria Ziegelböck legt in einer starken Bildsprache Strukturen frei und lenkt die Aufmerksamkeit auf das vermeintlich Unspektakuläre, auf die Planungsprozesse, Produktionsorte und die Technik. Sie stellt Schönheit jenseits von diktierten Vorstellungen in den Mittelpunkt und entwickelt ein feines Gedankenspiel zur eigenen Verortung im sechsten Untergeschoss der tiefsten Station im gesamten Wiener U-Bahn-Netz. In rund 35 Metern unter der Einkaufsstraße Wiens, auf der sich unzählige Menschen täglich Gedanken über ihr äußeres Erscheinungsbild und dessen Optimierung, über Schönheitsideale und ihre individuellen Wünsche machen, stellt Maria Ziegelböck die Fragen nach den Normen wie dem Begehren und macht sie für eine breite Öffentlichkeit rezipierbar. Und gleichzeitig könnte kaum eine Arbeit mehr über die Spezifika des Ortes erzählen: „Sketch 24“ ist im Hier und Jetzt des Mode- und Fotoclusters des sechsten und siebten Wiener Bezirks verhaftet und dennoch wirkt der Entwurf wie eine Zeitkapsel über seine Entstehungszeit hinaus

--- Statement der Jury

Weitere Wettbewerbsbeiträge

Tony Cokes, Dream Visit 03“

Tony Cokes‘ Projekt für die U-Bahn-Station Neubaugasse baut auf seinen Arbeiten „The Vienna Guide“ und „Could you visit me in dreams?“ von 2018 auf. In Referenz an Sigmund Freud und die Geburtsstadt der Psychoanalyse und Traumdeutung kombiniert Cokes Zitate zu Wien aus unterschiedlichen Quellen und Kontexten. An den Wänden des Verbindungstunnels sind 25 solcher Phrasen in rhythmischen Abständen wie Filmstandbilder zu lesen: historische Fakten, persönliche Gedanken, Beschreibungen aus dem Nachtleben, Tourist*innen-Informationen in farbigem Text auf monochromen Farbflächen. Die Farben sind der offiziellen Farbpalette der Stadt Wien entnommen. Im Raum zwischen den Liften positioniert Cokes pro Etage zwei Bildschirme im Hochformat, auf denen kurze geloopte Videos zu sehen sind (alternativ zwei Leuchtkästen mit Standbildern). Zu beiden Arbeiten ist eine musikalische Playlist vor Ort per QR-Code abrufbar. Als dritte Komponente soll eine Website entstehen, um den Zugang zum Projekt von überall aus zu ermöglichen.

Heidrun Holzfeind, Music for U-Bahn“

Über die gesamte Länge des Verbindungstunnels soll in Augenhöhe eine blaue Schallwelle auf die Emaille-Paneele gedruckt werden. „Dieser Graph weckt verschiedene Assoziationen – als Diagramm, Puls, eine sich spiegelnde Landschaft mit Bergen und Seen, vor allem: ein Track, ein Rhythmus, ein Lied, das sich jede*r selber vorstellen kann.“ (Heidrun Holzfeind) Die Welle bildet ein Ambient-Musikstück ab, das der Musiker Hans-Joachim Roedelius eigens für die Station komponieren soll: ein auf Piano basierendes Stück in vier Sätzen, den vier Abschnitten des Tunnels entsprechend. Über QR-Code vor Ort abrufbar ist das Stück als Soundtrack für den Gang gedacht. Mit einer geplanten Länge von 20 bis 24 Minuten kann es Passant*innen auch über die Station Neubaugasse hinaus in die Stadt begleiten.

Achim Kobe, „Blockbuster“

Achim Kobe teilt den Verbindungsgang farblich in vier Abschnitte ein, abgegrenzt durch die Zugänge zu den Bahnsteigen. Die einzelnen Paneele werden monochrom emailliert, es entstehen Farbbereiche in orange-roten, grünen, gelben und violett-blauen Tönen, dunkler und wärmer in Bodennähe, heller und kühler Richtung Decke. Der orange-rote Bereich befindet sich nahe dem Zugang zur U3, der violette bezieht sich auf die Linie U2. Als zweite Ebene entwirft Kobe eigens ein Alphabet in Klein- und Großbuchstaben durch die Anordnung weißer Wandpaneele innerhalb der farbigen Felder. So platziert er mit mannshohen „Typo-Graffitis“ die Botschaften „Mariahilf, Neubau, Ciao Baba, Kirchengasse“ an den Wänden des Tunnels.

Siegfried Zaworka, „gliss.“

Siegfried Zaworka liest die Wandverkleidung des Verbindungsganges als Notenblatt und die Fugen zwischen den vier übereinanderliegenden Emaille-Paneelen als Notenlinien. Auf diesem Untergrund zeichnet er eine sich fortsetzende rotierende Form: gedreht, gedrechselt, geflochten, pflanzlich, spiralförmig. Im Einklang mit den Bewegungsströmen der Passant*innen zieht sich dieser Ornamentstrang beidseitig die Tunnelwände entlang. Dazwischen setzt Zaworka punktuell musikalische Notationszeichen. Farblich verläuft die Nordwand von warmem rot über kaltes rot, kaltes blau, warmes blau, warmes grün und kaltes grün zu gelb. An der Südwand changiert die Farbgebung von kaltem blau über violett, rosa und ultramarin zurück zum Ausgangsblau.

Ort

U2 Station Neubaugasse

Weiterführende Info

Geladenes diskursives Verfahren zur künstlerischen Gestaltung der U2 Station Neubaugasse, 1070 Wien

Kooperation KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien und WIENER LINIEN

AUSLOBERINNEN

KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien

WIENER LINIEN

VERFAHRENSORGANISATION

KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien

VORPRÜFUNG

Werkraum Ingenieure ZT GmbH, Monika Trimmel

WETTBEWERBSJURY

Andreas Gipfl, Wiener Linien (. V. Peter Peternell)

Marina Hollensteiner, Projektleiterin Architektengruppe U-Bahn | ZT GmbH

Sonja Huber, Leiterin der Abteilung Bildende Kunst und Medienkunst MA 7 (Stadt Wien), KÖR Jury

Ursula Hübner, Künstlerin

Peter Sandbichler, Künstler

Isabelle Uhl, stellvertretende Bezirksvorsteherin 7. Bezirk

Luisa Ziaja, Kunsthistorikerin und Chefkuratorin Belvedere, Wien

SACHBEIRAT

Karl Auer, Wiener Linien

Thomas Knoth, Wiener Linien

Gorana Krajnovic, Architektin

Cornelia Offergeld, KÖR Wien, Kuratorische Leitung

Martina Taig, KÖR Wien, Geschäftsbereichsleitung

Monika Trimmel, Architektin

Gerhard Ullmann, Wiener Linien

Manuel Unger, Architekt

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Künstlerische Gestaltung der U2 Station NeubaugasseWettbewerbssiegerin: Maria Ziegelböck

Zeitraum

Fertigstellung geplant: 2028

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